Zahlungsmittel weltweit im Wandel der Zeit
Veröffentlicht am 07.03.2023
Lange vor Münze und Banknote erfand der Mensch das Zahlungsmittel. Alles, was Seltenheitswert hatte, mühsam beschafft oder kunstvoll hergestellt werden musste, konnte zum Zahlungsmittel eines Stammes, Volkes oder Kulturkreises avancieren. Dabei brachten Handel, Religion, Krieg und Mangel auch fantasievolle Währungen und wegweisende Neuerungen hervor. Bis heute.
Mesopotamien: Silberbarren
Die ältesten Zeugnisse über die Verwendung von Geld finden sich im Zweistromland, dem heutigen Irak. Keilschrifttexte berichten von Zahlungen in abgewogenem Silber. Metalle konnte man nicht essen, dafür waren sie haltbar. Nennwert war das Gewicht, gemessen in Einheiten wie Talenten, Minen und Schekeln. Zum Abwiegen wurden die Silberbarren zerhackt. Aus den Metallen ging in griechischen Städten etwa um 600 v. Chr. das Münzgeld hervor.
China: erstes Papiergeld
Im 11. Jahrhundert tauchte in der Stadt Chengdu erstmals Papiergeld auf. Während der Song-Dynastie wurden Metallmünzen aufgrund des florierenden Handels in Ostasien knapp. Die Kaiser entdeckten Papiergeld für die Kriegsfinanzierung. 1276 berichtete Marco Polo den Europäern vom Papiergeld. Mongolen-Herrscher Kublai Khan erzwang seine Akzeptanz. Seine Nachfolger druckten jedoch zu viel davon. Inflation war an der Tagesordnung.
Mikronesien: Rai-Steine
Auf dem Yap-Atoll gelten Rai-Steinräder bis heute als Zahlungsmittel. Sie sind bis zu vier Meter hoch und fünf Tonnen schwer. Stehlen ist nicht nur schwer, sondern auch nutzlos: Wird ihre Weitergabe nicht mündlich dokumentiert, gehören sie weiterhin ihrem Vorbesitzer. Ihr Wert bemisst sich auch anhand ihrer Geschichte, ihrer mühseligen Herstellung und ihres Transports von den Nachbarinseln. Dieser konnte mitunter tödlich sein.
Papua-Neuguinea: Muscheln
Muscheln und Schneckengehäuse waren in Afrika, Asien und der Südsee als Zahlungsmittel weit verbreitet. Der Stamm der Tolai auf Papua-Neuguinea nutzt heute noch das Muschelgeld tabu: Meeresschneckenschalen, aufgefädelt an Schnüren. Der Wert richtet sich nach der Länge. Eine Kette von 400 Muscheln ist etwa einen Euro wert. Das Muschelgeld wird vor allem als Kleingeld und für rituelle Zwecke genutzt.
Kanada: Spielkarten
In den französischen Kolonien Nordamerikas führten ausstehende Soldzahlungen aus Europa 1685 zur Ausgabe des ersten Papiergelds einer westlichen Regierung – in Form von Spielkarten. Gedacht als Schuldscheine, wurden die Karten vom Gouverneur mit einem Geldwert versehen und besiegelt. Obwohl schon bald wieder reguläres Geld eintraf, war das Kartengeld ein großer Erfolg und blieb noch einige Jahrzehnte im Umlauf.
Äthiopien: Salzbarren
Salz wurde als Würz- und Konservierungsmittel sowie als Naturalgeld in vielen Teilen der Welt sehr geschätzt. Die Römer zahlten Legionären den Sold teilweise in Salz aus (daher „salary“). Die Hanse handelte im Ostseeraum mit dem Gewürz. In Äthiopien wurden Salzbarren zur Währung, Amolé genannt. Ein Barren wog ein knappes Kilogramm. Je weiter entfernt sich die Abbaustelle des Salzes befand, desto wertvoller war der Barren.
Mexiko: Kakaobohnen
In Mittelamerika bauten die Maya, später die Azteken Kakao an. Kakao war als Kultgetränk bekannt, wertvoller jedoch waren die Kakaobohnen als Zahlungsmittel. Der Wert des aztekischen Kakaogeldes lässt sich aufgrund einer Preisliste von 1545 genau ermitteln: Ein Kürbis kostete vier Kakaobohnen, ein Sklave dagegen 100. Der letzte Aztekenherrscher Montezuma soll eine Milliarde Bohnen besessen haben.
Afrika: Eisenstangen, Kupferkreuze
Eisen wurde in Liberia und Sierra Leone viele Jahrhunderte als Ware gehandelt. Ab 1880 wurde Eisen in Form des kissi penny gegossen. Die 15 bis 40 cm langen Stangen mit charakteristischer T-Endung waren von geringem Wert und wurden gebündelt. Eine Kuh kostete etwa 100 Bündel (2.000 Stangen). Vom 13. bis 20. Jahrhundert hielt sich im Kongo das Katanga-Kreuz als Zahlungsmittel, schwere Kupferbarren in Kreuzform.
Mongolei: sprechende JFK-Münze
Die Mongolei hat 2007 im Gedenken an US-Präsident John F. Kennedy eine sprechende Münze im Wert von 500 Tugrik, der mongolischen Währung, herausgegeben: Auf Knopfdruck gibt sie den Ausschnitt der berühmten West-Berliner Kennedy-Rede von 1963, „Ich bin ein Berliner“, wieder. Die Münze war rasch vergriffen. Die wenigen Münzen, die noch im Umlauf sind, sollen mittlerweile allerdings verstummt sein.
Palau: Duft- und Wasser-Münzen
Der Inselstaat im Pazifik ist für exotische Münzprägungen bekannt – mit bunten Schmetterlingsmotiven oder Perlen. Palau hat auch die weltweit erste aromatische Münze geprägt. Sie duftet nach Kokosnuss. 2007 kam eine Silbermünze mit einer Darstellung der Jungfrau Maria heraus. Integriert ist eine kleine Phiole mit Wasser aus dem französischen Lourdes. Eigentlich zu schön zum Ausgeben, dennoch: Alle Münzen sind legale Zahlungsmittel.