Urheberrecht im KI-Zeitalter: Wie Leica und D-Trust die Authentizität von Fotos sicherstellen
- Gerätezertifikate sichern Authentizität von Fotos bei der Aufnahme ab
- Content Credentials: Schutz für Bildmaterial durch manipulationssichere Metadaten
- Leica und D-Trust stärken Content Credentials Ökosystem
Berlin, 19. Februar 2025 – Die Manipulation von Bildmaterial wird im digitalen Zeitalter häufiger – und durch Künstliche Intelligenz noch einfacher. Verfälschte Bildinhalte oder komplett künstlich erzeugte Bilder werden so auch für die fotografische Berichterstattung zu einem immer größeren Problem. Als Maßnahme gegen entsprechende Manipulationen sichert mit der Leica SL3-S bereits das zweite Leica Kamerasystem schon während der Aufnahme digitales Bildmaterial nach dem Standard der Coalition for Content Provenance and Authenticity (C2PA) ab. Damit legen Leica und der qualifizierte Vertrauensdiensteanbieter D-Trust, ein Unternehmen der Bundesdruckerei-Gruppe, die Basis für den Nachweis der Authentizität des Fotos und aller weiterer Veränderungen am Bild. Leica entwickelte mit Unterstützung der D-Trust ebenfalls das Modell M11-P, die erste Kamera weltweit sowie die M11-D, die mit entsprechender Technologie eine lückenlose Authentizitätskette ermöglichen.
Doch wie genau geschieht das? Möglich werden die – auch als Content Credentials bezeichneten – Inhaltsurhebernachweise in der Leica SL3-S durch eine Public Key Infrastruktur (PKI), die D-Trust für Leica betreibt. Bei einer PKI handelt es sich um ein System zum Ausstellen, Verteilen und Prüfen digitaler Zertifikate und damit erzeugter elektronischer Signaturen. Letztere ersetzen in der digitalen Welt händische Unterschriften und bestätigen, dass digitale Inhalte im Zuge der Übertragung nicht verändert wurden und von einer bekannten Quelle stammen. Die hierfür relevanten Gerätezertifikate werden direkt bei der Produktion jeder einzelnen Kamera individuell erzeugt. Bereits bei Aufnahme versehen sie das Bild und den angehefteten Satz von Metadaten wie Urheberschaft, Datum oder Uhrzeit mit einer digitalen Signatur.
Technisch ähnelt der dahinterliegende kryptographische Vorgang stark jenem bei den bewährten qualifizierten Signaturen für digitale Dokumente: Eine aus den Bild-Dateien generierte Prüfsumme fester Länge, der sogenannte Hash-Wert, wird dabei mit dem Zertifikat der Kamera verbunden und mit einem privaten Schlüssel verschlüsselt und bereitgestellt. Wird die Datei weitergegeben, berechnet die Empfängersoftware ebenfalls den Hashwert dieser Datei. Anschließend dekodiert sie den mitgelieferten Hashwert mit einem öffentlichen Schlüssel und vergleicht die beiden Summen. Sind diese identisch, handelt es sich um die Originaldatei; gibt es Abweichungen, wurde die Datei zwischenzeitlich verändert. Zudem gleicht die Software die Authentizität des Zertifikats mit einer Vertrauensliste der EU ab, auf der alle qualifizierten Anbieter entsprechender Dienste aufgeführt sind.
Durch Open-Source-Verifizierungstools der Content Authenticity Initiative (CAI) lässt sich Bildmaterial, das auf der SL3-S entstanden ist, anschließend überprüfen: Redakteure und Redakteurinnen einer Nachrichtensendung beispielsweise können sich so die Echtheit des Fotos, verschiedene Bildattribute und die Vertrauenswürdigkeit des Zertifikats anzeigen lassen. Mehr noch: In einer Versionshistorie werden alle Schritte der Bildbearbeitung dokumentiert, die durch Software vorgenommen wurde, die ebenfalls entsprechende Zertifikate verwendet. In Miniaturansichten lassen sich zudem die einzelnen Bearbeitungs-schritte anzeigen, etwa welche Farbe das Foto zuvor hatte oder ob eine Person aus dem Bild geschnitten wurde.
„Gerätezertifikate ermöglichen auch in Zeiten grenzenloser digitaler Bildbearbeitung, dass die Authentizität und Integrität von Bildmaterial dokumentiert wird“, sagt D-Trust-Geschäftsführer Jochen Felsner. „Das ist für die seriöse Nachrichtenberichterstattung durch die Zunahme von Fake News und Desinformation essenziell – und damit nicht zuletzt auch für eine funktionierende Demokratie“. D-Trust und Leica würden gemeinsam mit der CAI ermöglichen, dass Bildinhalte lückenlos von Anfang an auf ihre Echtheit überprüft werden könnten, so Felsner.
Die CAI wurde 2019 von Adobe ins Leben gerufen, um die Verbreitung von Fehlinformationen zu bekämpfen und eine korrekte Namensnennung für Urheber sicherzustellen. Heute zählt die CAI mehr als 4000 Mitglieder, darunter der Gründungspartner Adobe, die Leica Camera AG, die Bundesdruckerei GmbH und namhafte Nachrichtenagenturen, Medienhäuser, Technologieunternehmen und Nichtregierungsorganisationen. Gemeinsam streben sie an, durch sichere Metadaten eine überprüfbare Ebene der Transparenz und des Vertrauens in Online-Inhalte zu schaffen.
Über D-Trust GmbH
Die D-Trust GmbH mit Sitz in Berlin ist ein Unternehmen der Bundesdruckerei-Gruppe. Technologisch ausgereifte Lösungen machen es zu einem Vorreiter für sichere digitale Identitäten. So stärkt das Unternehmen das Vertrauen in die Digitalisierung. Als unabhängiger und qualifizierter Vertrauensdiensteanbieter ist D-Trust bereits seit 2016 im Rahmen der eIDAS-Verordnung bei der Bundesnetzagentur gelistet. Das Unternehmen übersetzt Vertrauen in konkrete Produkte: Es stellt rechtssichere und zertifizierte Vertrauensdienste wie digitale Zertifikate und elektronische Signaturen zur Verfügung. Sie entsprechen den höchsten Sicherheitsstandards moderner Infrastrukturen und ermöglichen sichere digitale Identitäten für Unternehmen, Behörden und im privaten Umfeld. Die D-Trust GmbH beschäftigt derzeit rund 300 Mitarbeitende und hat 2023 einen Umsatz von rund 50 Millionen Euro erzielt. Weitere Infos unter www.d-trust.net
Über Leica Camera
Die Leica Camera AG ist ein internationaler Premiumhersteller von Kameras, Objektiven und Sportoptikprodukten mit einer über 150-jährigen Unternehmensgeschichte. Im Zuge seiner Wachstumsstrategie hat das Unternehmen sein Geschäft auf Mobile Imaging (Smartphones) sowie die Fertigung hochwertiger Brillengläser und Uhren ausgeweitet und ist mit eigenen Projektoren im Heimkino-Segment vertreten. Die Leica Camera AG mit Sitz in Wetzlar (Deutschland) und einem zweiten Produktionsstandort in Vila Nova de Famalicão (Portugal) verfügt über ein weltweites Netzwerk eigener Vertriebsgesellschaften mit über 120 Leica Stores. Das Unternehmen beschäftigt 2.400 Mitarbeitende und erzielte im Geschäftsjahr 2023/24 einen Umsatz von 554 Millionen Euro. Die Marke Leica steht für exzellente Qualität, deutsche Handwerkskunst und Industriedesign verbunden mit innovativen Technologien. Fester Bestandteil der Markenkultur ist die Förderung der Kultur der Fotografie mit weltweit rund 30 Leica Galerien, Leica Akademien sowie internationalen Auszeichnungen wie dem Leica Hall of Fame Award und dem Leica Oskar Barnack Award (LOBA).